Montag, 19. Dezember 2016

Das Weiße

Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH



Weiß ist wie Ebbe, ist mehr als das Fehlen von Farbe, ist mehr als die Abwesenheit von Schwarz. Schwarz auf Weiß ist aufkommende Flut, präsent, das Weiße scheint Grund zu sein dem Schwarzen, Hintergrund und doch ist es mehr als nur ein Dahinter. Vielleicht ist es das Davor. Enthält sein Widerschein doch alle Farben und wirft sie zurück, unserem Auge entgegen. Weißes Licht, ungebrochen, ungebrochenes Siegel. Vielleicht ist das Weiße die eigentliche dunkle Materie der Literatur. Ist Stille, die vor dem Urknall, ist das Schweigen, füllt Leerzeichen an und Leerzeilen. Lässt Raum, lässt Welten Raum, Weltraum. Das Weiße ist diesem Universum Voids. Und Geschichten, auch die noch nicht erzählten, sind darin die Filamente, schwarz auf – aus weiß sich erschaffend, abbildend. Und so, wie die Voids des uns umgebenden Universums zu riesig sind, als dass sie mit dem Weichen der Materie aus diesen Räumen zu erklären wären und also zugleich mit der baryonischen Materie entstanden, so ist das Weiße mit all dem ungedacht, ungesagt Verborgenen darin entstanden, als der erste Organismus zu denken begann. Der in uns geborgenen, noch nicht erzählten Geschichte kommen wir über die Stille, das Schweigen und das Weiße in uns näher als über alle Weisheit. Weisheit, die sich uns schwarz auf weiß ausbreitet, einem Sternenzelt gleich, wie es uns vertraut ist, wenn wir des Nachts verlassen, was uns über den Tag Schneckenhaus war, ist. Des Tags, wenn wir Sonnenuhren folgen.

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