Dienstag, 12. Juli 2016

Srrr...

Mit freundlicher Genehmigung durch Rittiner&Gomez, Spiez, CH

Das Rad lief ruhig und gleichmäßig. Ratur liebte das Gefühl vollkommenen Kreisens seiner Beine, wenn die Füße die Pedale nieder zwangen und ihnen aufwärts wieder folgten. Auf und nieder und doch beschrieben seine Füße einen Kreis, so wie auch die Räder im wirbelndem Spiel der Speichen drehten und Strecke machten. Das leise surrende Reiben des Mantels auf dem Asphalt. Der Fahrtwind, der sich um ihn legte und erfrischte. Die Erde drehte sich um ihre Achse mit einem nachdenklichen Ratur auf einem klapprigen Herrenrad, dessen Gedanken wiederum sich um das Drehen der Erde drehten, ein blaues Kleid mit weißen Tupfen, um Wahrheit und Wirklichkeit.

Die von Osten heran flutende Nacht holte ihn ein. Zuerst nahm sie den Dingen die Farbe. Das helle Grau der Espen, die weißen Flecken der Birken zeichneten sich noch eine Weile deutlich ab, dann verloren sich die Konturen der Bäume und Sträucher. Die Felder und Wiesen längs der Landstraße ergaben sich anthrazit. Selbst der Horizont ging allmählich unter in immer tiefer gründender Schwere. Zwischen den Wolken hier und da tiefes Blau und die ersten Sterne. Der Radweg kaum zu erkennen. Ratur kickte den Dynamo an den Mantel. Mit dessen hellem Sirren flammte ein schwacher Lichtkegel auf und das Dunkel der Nacht sprang ihn an.


Vor das letzte Dämmerlicht schoben sich jetzt vereinzelte Häuser, dann stieg schwarz die Silhouette der Stadt auf und Ratur sah nach und nach zahllose Lichter darin aufglimmen.

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