Da sah ich
ihn liegen. Auf einer frisch gemähten Wiese am Waldrand. Auf den ersten Blick war
er mir vertraut, hatte ich ihn doch bereits schon einmal liegen sehen und
schlafen, auf einer Bank, im Flughafenterminal eins, in einer Geschichte Andreas
Louis Seyerleins. Wieder trug er ein hellblaues Hemd, wieder barfuß, ein Paar
Schuhe neben sich.
Neugierig,
ob er auch mir der einzige Mensch bleiben würde, dessen Augen ich nie geöffnet sah,
trat ich näher. Ich erkannte das ergrauende Haar bereits seinen Hinterkopf
preisgeben, auch, dass ihm ein prächtiges Bäuchlein knospte und – dass seine
Augen geschlossen waren, für schlafende Menschen nicht ungewöhnlich. Dann sah
ich es:
Der Rücken
des hellblauen Hemdes wirkte ein wenig ausgebeult, barg es doch ein Paar auf
dem Rücken gefalteter Flügel. Es handelte sich sehr wahrscheinlich um einen
Flugbegleiter. Flugbegleiter sind im Andersen'schen Sinne gute Gefährten,
welche, ruhen sie auf einer Bank oder einer frisch gemähten Wiese und deine mitfühlenden
Blicke auf ihnen, von der Kraft zurück gewinnen, die sie während der Begleitung
verloren. Und ja, würden wir je in ihre geöffneten Augen schauen, würden wir in
ihnen das Ziel all unseres Reisens erblicken - und unglücklich zurückbleiben,
entweder zu früh trauernd - oder uns zeitlebens sehnend.
Ludwig Janssen © 18.7.2014
Inspiriert durch: http://andreas-louis-seyerlein.de/air/sofia/
2 Kommentare:
Eine wunderschöne Geschichte, Ludwig.
Liebe Grüße
Llu ♥
Danke schön! :)
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