Sonntag, 5. Januar 2014

Am Ufer

Als ich nach den Notizen in der Hosentasche griff und nur Münzen ertastete, verschwiegene Krümel, die Naht mit ihren losen Fäden, wandte ich mich um und sah Sie sich niederbeugen, einen weißen Zettel aufheben, lesen und einstecken. Für einen Moment war ich versucht, umzukehren, Sie zur Rede zu stellen, mein Eigentum einzufordern, ach, was könnte Ihnen schon nützen, dachte ich so bei mir, was mir einen Moment des Innehaltens am See in die warme Stube retten sollte.

Nun lese ich, dass Sie sich ein wenig von dem Atem zurückholen möchten, den Sie als Kind verloren. Dass nichts Bestand habe, auch nicht die Flügel, die Sie an sich wähnten. Beruhigt die Gewissheit, dass Wandel uns Wesen ist? Das mit der ersten Zellteilung schon? Die Verinnerlichung des Verlusts bereichert, wirkt wie ein Kontergewicht für das Wissen, dass man um sich anhäuft und mit dem Alter doch nach und nach verliert.

Die Enten hatte ich gefüttert, die Krümel werden noch einige Maschinen lang nicht aus den Hosentaschen zu bekommen sein, und nun lese ich Sie hier Enten füttern, bin gar selbst eine davon und quake. Still liegt der See und sommert uns aus winzigen Reflexionen entgegen, wirft glitzernde Punkte von sich, als würde er sich schütteln, ein nasser Hund.

So kommen wir und gehen, füttern Enten und bleiben irgendwann aus ...

Mit freundlich lächelndem Gruß
:Eukalyptus



Ludwig Janssen © 11.2.2007

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